Mittwoch, 29. Juni 2011

Staubkörnchen im Unbewussten.

"Oh, oh. Du bist ertappt. Denk schnell nach, wie Du da wieder rausfindest. Ganz ruhig. Abstreiten geht immer!"

Das ist der minimal aufgedröselte Gedankenstrom, der durch mein Köpfchen fließt - während dieser Zeit nur von meinem zur Salzsäule erstarrten Körper gehalten - höre ich Variationen der einleitenden Formel "Du hast zwar nicht mit mir darüber gesprochen, aber..."
Es ist ein Reflex, da ist nichts zu machen!

Es wird mir doch zweifellos erst kürzlich wieder ein unbequemer Gedanke aufgekommen sein, den mein theatralisch veranlagter Dickschädel sich auf dem Gesicht zu deutlich hat anmerken lassen.
(Muss ich fliehend aus Ciociu Joannas fahrendem Wagen springen, bevor sie mich etwas Unangenehmes sagen lässt?
War ich zu sentimental und muss mich nun von dem schönen russischen Fräulein mit einem landestypischen Fluch belegen lassen?)

Manchmal kann ich nicht anders, als ein Bild von durch die Luft schwirrender gedachter Gedanken vor Augen zu haben, die sich in die Gehörgänge und ins Unterbewusstsein Anderer setzen wie Staubkörnchen.

Grübele ich in nicht allzu uninteressierter Weise über die Brüste der Damen mit dem wallend roten Haar, und rauscht in just diesem Moment ihr Mann auf eine Handbreit an mich heran (Verflucht seid ihr, ihr  rollenden Bürostühle!), mit prüfendem Gesicht ("Ich will nur wissen, ob Du eingeschlafen bist."), dann glaube ich einfach an keinen Zufall mehr.

(Jedoch der Gedanke, der mit Fingerspitzengefühl aus den Hirnwindungen gezogen wird, drückt nicht mehr gegen die Schädeldecke.)

Samstag, 18. Juni 2011

Dunkel Munkel.

Das gute alte MS Paint also.
Anscheinend ist absolut niemand vor Cat-Content sicher. Und darum wird hier jetzt eine Katze mit geschlossenen Augen gemalt.
Die Zeitzeugin, Patrick, Gilly und das kotzende Einhorn haben's vorgemacht, also bitte:

So, nun schaut's halt nicht nur:

> Open MS paint
> Close your eyes
> Draw a cat
> Post results

Dienstag, 14. Juni 2011

Frostige Klumpen.



Ganz recht. Eine Kuh in einem romantisch-nostalgischen Fernsehapparat. Mit Kurbel. Aus Gründen.
Das ist nun nicht unbedingt die artgerechteste Haltungsvariante, aber Museen müssen sich eben nette Kleinigkeiten einfallen lassen, um die Herzen ihrer Besucher zu gewinnen. Das sind die Dinge, an die man sich Jahre später noch erinnert.

So wartet ein Rügener Museeum mit einer Miniatur eines Gletschers auf, der tatsächlich aus Eis besteht. Die bleibendste Erinnerung an meinem Besuch dort, und ganz besonders im Sommer zieht es mich zu diesem übermannsgroßen frostigen Klumpen.

Für mehr Liebe zum Detail! (Und umarmbare Indooreisansammlungen  im Sommer.)

Freitag, 10. Juni 2011

"Rosen, Tulpen, Nelken..."

Es wurde eigentlich langsam Zeit.
Wir sind beim nächsten Aufreger der Internetgemeinde angelangt, Jun Hao Hung. Und mit ihm bei einem der streitbarsten Punkte der Internetnutzung: geistiges Eigentum.

So hat der junge Autor ("Wenn ich es könnte, dann hätte ich auch Gott umgebracht", Verlag Gesellschaftsreinigung) auf seiner Facebookseite bis vor Kurzem Textminiaturen von Twittermitgliedern ohne eine Quellenangabe veröffentlicht.
Die Twittergemeinde ist darüber nicht gerade erfreut gewesen, die Facebookmeldungen sind seit gestern gelöscht. Das wiederum stößt bei Jun Hao Hungs Facebookfreunden auf Unverständnis. Und schon ergeben sich hier in bester West-Side-Story-Manier digitale Straßenschlachten, insbesondere auf Facebook, nur leider ohne Liebespaar, und weniger getanzt wird dabei auch.

Twitter ist ein eigener Kosmos, hat schon längst eine eigene sprachstilistische Dynamik entwickelt und ist von außerhalb betrachtet nicht jedem verständlich. Vielen Facebookern dürfte der von Ironie, Einhörnern, Mett und Metaphern geprägte Sprachduktus Twitters, der sich selbst oft nicht ernst nimmt, befremdlich scheinen . Und dadurch scheinbar angreifend wirken.
Das führt zu einem Ungleichgewicht der Streitsituation.
Denn sehr viele Twitterer besitzen ebenfalls einen Facebookaccount und sind mit diesem sozialen Netzwerk vertraut, doch wenige Facebooker haben einen genaueren Blick auf das Anfangs scheinbar dornenheckenumgebende Twitter geworfen. Die Mikrobloggingplattform bedarf zum Verständnis einer größeren Aufmerksamkeit.

Facebookfreunde Hungs vermissen "seine" Statusmeldungen, und greifen die nun inzwischen als Quelle eben dieser herausgestellte Plattform Twitter als solche an.
Willkommen in der Welt der Paradoxien.

Ein beliebtes Argument schien mir bei der Kommentarlektüre der Umstand zu sein, dass auch nicht jeder eine Quellenangabe mache, wenn ein Witz weitererzählt wird.
Abgesehen davon, dass als Quelle der meisten schlechten Witze wohl Fips Asmussen angegeben werden könnte, vertrete ich hier eine Art Volksmund-Theorie.
Stand früher in meinem Poesiealbum ein "Rosen, Tulpen, Nelken...", dann freilich ohne Quellenangabe. Doch wurde mir "ohne Bedenken" eine Ofenkachel schriftlich überreicht, so war dahinter sehr wohl ein Herr Joachim Ringelnatz vermerkt.
Viele Witze sind gewissermaßen überliefert, eine Quelle nicht auszumachen. Doch wenn wir Zeugen werden dürfen, wie sich Popkulturcomediens Shirtsprüche, Künstlernamen u.ä. schützen lassen, müsste ein Gefühl dafür entstehen, das geistiges Eigentum existiert. Selbst wenn es mehr oder weniger als erheiternd zu bezeichnen ist.

Weiteres Argument der Kommentatoren der Jun Hao Hung-Page auf Facebook: das Internet sei kein realer Raum, was dort mit geäußerten Gedanken geschehe, irrelevant.
In diesem Zusammenhang also eine von mir wenig geliebte "Reingestellt, selber Schuld."-Ansicht, die die Existenz des Web 2.0 praktisch leugnet bzw. es, wenn immerhin in seinem Dasein ja evt. doch anerkannt, zum rechtsfreien Raum erklärt.
Ich kann via Internet eine Pizza bestellen, einen Artztermin organisieren oder meinen Urlaub, ich kann Papierkram ohne Papier erledigen, ich könnte mir Jun Hao Hungs Buch bestellen, ich kann selbst schreiben. Es handelt sich um meine persönliche Meinung, aber einen Raum, der, je nach Nutzungsumfang, so deutlich in meinen Alltag hineinreichen, ihn beeinflussen kann, empfinde ich nicht als irreal. Und erachte es ebenfalls als notwendig, dass er aus denselben Gründen nicht rechtsfrei wird.

"Sharing means caring", sagte mir kürzlich eine Dame, oder vielmehr ihre vom H&M-Einkauf zeugende Tragetasche.
"Sharing" ist ein aktiver Vorgang, jemand teilt. Doch gibt es einen Unterschied zwischen "Teilen" und "Nehmen".
Viele sind der Ansicht, Hung hätte nicht falsch gehandelt, denn: das sei nun mal das Internet, ein Ort, an dem "Sharing" angesagt ist. Aber er hat nicht geteilt, sondern genommen.
"Teilen" kann nur durch den Verfasser, den geistigen Eigentümer, geschehen.
"Weiterteilen" oder "Verbreiten" mit einer Quellenangabe.
"Nehmen" bedeutet, sich etwas, in diesem Fall Texte, Gedanken - mit einer Rücksichtslosigkeit in menschlicher Hinsicht, denn es handelt sich nicht um Sachtexte, sondern um Persönliches von emotionalem Wert  - zu greifen und zu veröffentlichen, hinnehmend, dass Leser sie als geistige Ergüsse des "Nehmers" verstehen müssen.
Der eigentliche Verfasser wird damit gleichermaßen prostituiert.

Ist eine Quelle vorhanden, soll sie angegeben werde. Zu schwer ist es nicht. Zitiere ich auf Facebook eine Twittereintragung, so poste ich den Link und beschreibe ihn mit einem korrekt angegebenen Zitat. Klingt aufwendig, ist aber eine Sekundenangelegenheit und stillt mein Bedürfnis nach Copy&Paste in einer Art und Weise, die absolut pc ist.

Die Einfachheit des richtigen Zitierens löst die Empörung aus, sollte es unterlassen werden.
Denn dabei handelt es sich nicht um ein Versehen, auch nicht um "Naivität", wie es der Autor so vorwegentschuldigend selbst beschreibt, sondern um einen bewussten Vorgang.
Zu welchem Zweck auch immer, darum soll es hier nicht gehen.
Doch kann ich mein Handeln, sollte es falsch sein - und im Bewusstsein um eine Quelle nicht korrekt zu zitieren ist falsch, in Hinblick auf rein zwischenmenschliche Rücksichtnahme - nicht im Vorfeld mit Naivität entschuldigen und somit Fehlverhalten zu neutralisieren versuchen bzw. es dann anscheinend schon erwogen haben.

Facebooker gehen in ihren Kommentaren zu weit, Twitterer gehen in ihren Kommentaren zu weit. Das Unverständnis halte ich auf zweitgenannter Seite für berechtigter.
Das alles im Streit um eine inzwischen daraus zurückgezogene Person.

Aber wahrscheinlich ist es zum Wochenende hin schon wieder vorbei, dann geht's hier nur noch um Grillen am Strand o.ä.. Das wäre doch mal schön.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Die Cruella de Vil der Pirouette.

Bitte seid jetzt nicht zu enttäuscht, aber ich kann absolut nicht tanzen. Aber es ist ja nicht so, als könnte ich niemandem die Schuld daran geben.

Im zarten Alter von sieben Jahren o.ä. habe ich einen ganz wunderbaren Disney-Film gesehen, "Der Glöckner von Notre Dame", und war gleich ein bisschen in Esmeralda verliebt. Darum musste ich natürlich unbedingt im Orts-, um nicht zu sagen Nestsansässigen Familienzentrum einen Kurs belegen.

Meine Grazie ist allerdings überhaupt nicht ausreichend gewesen für gelungene Pirouetten und weithohe Luftsprünge. Zudem fiel mir immer wieder mein imaginärer Wassereimer vom Kopf.
Um der Geschichte das Sahnehäubchen zu verpassen, handelte es sich bei der Leiterin des Kurses um den herrischen und altjungfräulichen Tanzlehrerinnentypus. Meine Disney-Assoziation bei ihr lief eher Richtung Cruella de Vil.
Ach ja: nach einigen Stunden schmiss ich hin. Es war dann irgendwie gruselig.

Worauf ich hinaus möchte: tanzt gern, tanzt viel.
Kürzlich sah ich zwei Damen tanzen, nur ein paar Schritte eine Choreographie, keine Tänzerinnen, fast nur markierend, und doch war das Betrachten der Schönheit dieser Szene kaum zu ertragen, sodass ich mich ernsthaft fragte, ob es etwas zauberhafteres gäbe als tanzende Frauen.
Tanzt.
Aber fordert mich nicht auf. Lasst mich Bestaunen.

Sonntag, 5. Juni 2011

Mafiöse Feuchtbiotope.


Gibt es etwas Schöneres als einen strahlend blauen Himmel, blühende Natur (schöne Grüße an alle Berufs- und Freizeitheuschnupfler) und Schwäne, die ältere Ehepaare bedrohlich zischend quer über Schloßparkwiesen scheuchen? Ich denke nicht.

Vergesst die gemeinhin bekannten Gewässergenies, Delphine und die mehrarmigen Weichtiere der Tiefsee, Schwäne haben's wirklich raus.
Die uferkantennahe Zielperson wird vom Wasser aus erfasst, ein nahezu unmerkliches Näherungsmanöver wird eingeleitet. Geht das schneeweiße Tierchen an Land, ist es schon zu spät. Wenn ein aus der Nähe plötzlich so riesig wirkendes Federvieh Zischlaute von sich gebend um Dich herumpirscht, bist Du schon fest im Federgriff. Flucht kommt nicht in Frage, man will ja niemanden zum Sturzflug animieren.

Albtraum der Seeufergenießer und Ruderbootliebhaber. Und eine Wasserlandschaft unter mafiös anmutender Herrschaft.
Schwan müsste man sein.