Freitag, 18. Februar 2011

Himmelherrgottnocheins!

Freunde und Liebhaber meines Blogs, bestimmt ist Euch schon positiv aufgefallen, dass hier so erfrischend wenig geflucht wird! Tatsächlich aber finde ich mein Fluchverhalten in letzter Zeit erwähnenswert, weil scheinbar umständlich.
So habe ich zwei Standartflüche, die ich verwende, als da wären "Verflixt und zugenäht!" und "Himmelherrgottnocheins!". Diese beiden sind so wunderbar unvulgär, somit gesellschaftsfähig, dass ich sie gern noch für eine Weile behalte. Und weiterhin sind sie, wie ich festgestellt habe, auch nicht grundlos in mein Vokabular gesickert.

So ist mein "Verflixt und zugenäht!" quasi die letzte Ausfahrt nach "Verf" in unvulgäre Regionen, die ich einmal notgedrungen nahm und die mir so gut gefiel, dass ich sie beibehalten habe.

Eines schönen Tages hörte ich von einer schönen Dame nach dem ersten Schluck eines schön stark geratenen Sanddornlikörs ein schönes "Heilige Maria!". Und wie liebend gern ich auch interessante, spannende, ungewohnte, klingende Worte und Wendungen aufnehme und selbst verwende, diese stellte sich als in meinen Wortschatz nicht einfügbar heraus. Es wollte mir einfach nicht mit dieser gewissen Leichtigkeit über die Lippen kommen. Davon mitgenommen und, wahrscheinlich nach Gärungsvorgängen im Unterbewussten, hörte ich mich irgendwann"Himmelherrgottnocheins!" sagen, und, kompromissbereit, wie ich nun einmal bin, bleibt es bis jetzt auch dabei, wenn auch mehr im Sinne eines Ausrufes des Erstaunens o.ä..

Doch eine Situation gibt es, in der ich fluchend stets vulgär werde, und das aus keinem geringeren Grund, als dass mich niemand hören kann, nämlich im Straßenverkehr, und ich pflege die Angewohnheit, meine Verfluchungen hier nur vor mich herzumurmeln; die Damen und Herren Verkehrsteilnehmer sind im Wagen ohnehin bereits in unerreichbarer Ferne, und die werten Fußgänger habe ich im Idealfall schon wieder hinter mir gelassen. Richtig, ich bin Radfahrer, und alle Leser, die nicht selbst Radfahrer sind, werden nun kein weiteres Verständnis für mich aufbringen können, denn Autofahrer wie Fußgänger mögen sich gegenseitig wenig, aber die Radfahrer können sie beide nicht leiden. Rufen die Unken.

Hier bin ich auch ganz einfallslos und habe ein Muster:  "[Adjektivierung des Verstoßes gegen die Straßenverkehrsordnung oder sonstiger fahrverhaltensbedingter Ärgernisse] (Flach)wichser."

So bin ich im Straßenverkehr. Gut, dass mich da keiner hört, Himmelherrgottnocheins!

Samstag, 12. Februar 2011

Miese Gesprächsreflexe

Auch mich packt hin und wieder eine gewisse Experimentierfreudigkeit.
 
Geduldiges Kleingeldsammeln zum Passendzahlen an der Kasse löst doch vielfältige Reaktionen aus, solltet Ihr einen unauffälligen Blick auf die Schlangenwartenden werfen. Dezent-nervöses Finger- und Fußspitzentänzeln, intensive Atemtätigkeit, gesichtskommentarloses Über-sich-ergehen-lassen. Und erst die Freude in den Gesichtern aller Beteiligter, wenn man's dann geschafft hat!

Weiterhin kann ich Euch aus Erfahrung berichten, dass ein Gespräch für doch nicht unbedingt geringe Zeit "so einigermaßen okay" verläuft, wenn einer der Redewendigen das farbenfrohe Spektrum aller erdenklich "Mh"s als Kommentar durchnimmt.

Am spannendsten, zugegeben nicht meine Idee, sondern vor einer nicht erwähnenswerten Zahl von Jahren von einem Universitätsprofessor der Germanistik angeregt: Schweigen am Telefon, absoluter Verzicht auf die sonst üblichen "Mh", "Aha", "Soso" und sonstiges Füllmaterial. Es ist aufregend, versucht es! Doch manch einer mag es nicht bemerken.

Zu diesen Zeitgenossen gehöre ich.
So geschah es an einem Wintertage, dass ich mit dicken Fäustlingen an den Händen einen Anruf auf meinem Mobiltelefon entgegennahm. Im Gesprächsverlauf muss ich jedoch auf die Auflege-Taste o.ä. gekommen sein, in Anbetracht der die Feinmotorik beeinträchtigenden Umstände durchaus zu entschuldigen. Nur plapperte ich fröhlich ungefähr lange zwei bis drei Minuten, bis ich es bemerkte. Ganz miese Gesprächsreflexe. Ach was, nennen wir es eine liebenswerte Marotte und lassen's gut sein.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Die Eleganz der Tabakdreherin

Der diffizile Vorgang des Drehens einer Cigarette spiegelt bestürzend intensiv Sensibilität, Herzenswärme des Bastlers wieder.
Versunken niedergeschlagener Blick, der - ganz für sich - die geschickt, sachte über das dreikomponentige Baumaterial fliegenden Fingerspitzen beobachtet.
Ein zartes Lächeln huscht über die Lippen, kaum spürbar, doch genug, um feine Grübchen im schönen Gesicht erscheinen zu lassen, für einen flüchtigen Moment.
Dieserart für einen Augenblick der Welt entflohen, scheint sie zu strahlen.
Milchige Seife, Cigarettenrauch, die Eleganz der Tabakdreherin.