Samstag, 19. März 2011

Eine Torte namens Eiche.

Mythos Erzgebirge. Tannenwälder, Felsenklüfte, nostalgische Blicke auf die Silberschürfstätten von anno dazumal, eigenartiger Dialekt, Dörfer inmitten von Berglandschaft - alles andere als barrierefrei - und volkstümliche Schnitzereien in jedem Fenster.

Um mit Gerüchten und Vorurteilen aufzuräumen: das stimmt alles.

Warum sagt Ihr "Mütterchen"? Warum heißt diese Torte da um alles in der Welt nur "Eiche"?

Und auch in solch einer Gegend kann man es sich mit netten Menschen nett machen.
Der ein oder andere Berg lässt sich mühelos über breite Straßen und Wege besteigen, und wer sich wie ein Tischler fühlt, wenn er ein Billy-Regal zusammenschraubt, fühlt sich hier wie ein Gipfelstürmer. Ein Stammcafé lässt sich auch hier finden, in dem es nicht nur hausmannskostige Haxe gibt.
Schiller, der alte Schwärmer, würde schreiben: "Wird dieses Aug nicht ebenso schmelzend funkeln, ob es im Rhein oder in der Elbe sich spiegelt oder im Baltischen Meer?".

Einges wird mir kurios bleiben, so kurios wie Ü50-Poetry-Slammer, die den Begriff "Dichterwettstreit" vorziehen und in Mundart deklamieren.
Wie wenige Kilometer einen Unterschied machen. Ein spannender Gedanke.

Montag, 14. März 2011

Visuelles Harmoniedrängen.

Jemand, Mütterchen Natur vielleicht, muss es so eingerichtet und damit völlig daneben gegriffen haben: visuelles Harmoniedrängen, gipfelnd im berüchtigten Partnerlook.
"Oh sieh, mein werter Ehegatte, eben jenes Strickjäckchen in schlichtem schwarz-grau mit neckischem gelben Streifen dürfte auch Dir mehr als ausgezeichnet stehen!" - "Mein holdes Eheweib, Du hast ganz recht, so lasse uns in abgestimmter Oberbekleidung nächstes Frühjahr am Ostseestrand flanieren."

Ein Bild des Schreckens, und doch nur die Spitze des Eisberges.
Wer über keinen Ehepartner verfügt, dessen Ego zu allem Überfluss auch noch so klein sein sollte, sich auf kleidungstechnische Spiegelspiele einzulassen, ist gezwungen, sich alternativ zu behelfen. Und kleidet eben des Deutschen besten Freund, seinen kläffenden Gefährten, wie sich selbst. Von wetterfestem Goretex angetan könnte der Ostseeausflug, zum Zwecke einer durch Stürme begünstigter Bernsteinjagt, in den Herbst verlegt werden.

Doch die mir persönlich unwirklichste Erscheinung lief mir gerade heute über den Weg: Töchter, sich zart, zögerlich, langsam die Bahn zur Volljährigkeit schlagend, gekleidet wie ihre Mütter. Fernab von Mutter-Kind-Kuren und gemeinsamen Pilates-Kursen gewinnt dieses Duo im tristen Alltagsleben eine als unsympathisch zu verstehende Neigung ins Bizarre.

Männer und Frauen, Hunde und Herrchen, Mütter und Töchter, ihr mögt zusammen gehen - aber bitte nicht in den gleichen Pullis.