Donnerstag, 3. Februar 2011

Die Eleganz der Tabakdreherin

Der diffizile Vorgang des Drehens einer Cigarette spiegelt bestürzend intensiv Sensibilität, Herzenswärme des Bastlers wieder.
Versunken niedergeschlagener Blick, der - ganz für sich - die geschickt, sachte über das dreikomponentige Baumaterial fliegenden Fingerspitzen beobachtet.
Ein zartes Lächeln huscht über die Lippen, kaum spürbar, doch genug, um feine Grübchen im schönen Gesicht erscheinen zu lassen, für einen flüchtigen Moment.
Dieserart für einen Augenblick der Welt entflohen, scheint sie zu strahlen.
Milchige Seife, Cigarettenrauch, die Eleganz der Tabakdreherin.

8 Kommentare:

  1. schön geschrieben.

    mir gefällt auch wie du zigarette schreibst.

    (dreikomponentig, weil mit filter?)

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  2. Vielen Dank, die Cigarette so, damit es auch tatsächlich einen eleganten Hauch bekommen sollte. Dazu auch bewusst diese im Französischen gebräuchliche Variante gewählt, da die beschriebene Dame eben dies fließend spricht.
    Mit Filter, so ist es.

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  3. Wohlgemerkt entfaltet sich die volle Eleganz lediglich bei der manuellen Herstellung von sogenannten Longfillern. Im Volksmund als "Rentnerstumpen" bezeichnete Rauchware aus industrieller Produktion lässt es an wunderbar skizzierter Wärme vermissen.

    Bei dieser Gelegenheit muss an die dicke, schielende und zigarrerauchende Hamburger Antiquariatsbuchhändlerin denken. Die in ihrem Hause erworbenen Druckerzeugnisse bedurften stets einer mehrwöchigen Auslüftung, bevor man sie gebrauchen konnte. Leider ist diese Buchhandlung seit langer Zeit geschlossen – möglicherweise machte die Inhaberin eine Umschulung zur Zigarrendreherin.

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  4. Ach ja, die wunderbaren Antiquariate. Auch mein Städtchen hat eines, in welchem ich unerfreulich lange nicht war. Jedoch erinnere ich mich an mein letztes Antiquariatsbuch, während eines Ausfluges nach Güstrow erstand ich Siegfried Lenz' "Deutschstunde".

    Ebenfalls von einer gewissen Romantik, einer Seemannsromatik nämlich, von solcher Romantik umflort sind hierzulande seebärig Pfeife rauchende Herren. Und vanilliger Tabak vermag es zudem, ein angenehmes Aroma zu verströmen.

    Da ich schon einmal dabei bin, und um einer clichéartigen "Top Drei" willen (Oh, Komplettierungswut!), ist neben des im Blog geschilderten und des hier beschriebenen Tabakerlebnisses mein liebstes jegliches Rauchen während einer Theaterinzenierung. (Nicht im Publikum, selbstverständlich.) Zu beobachten, wie verschiedenen das Rauchen in unterschiedlichen Kontexten wirken kann, ist außerordentlich faszinierend.

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  5. Rauchen im Theater ist naturgemäß auch so ein Klassiker. Ich weiß gar nicht, wie ich das an dieser Stelle unterschlagen konnte. Ansonsten habe ich es aber nicht so mit dem Rauchen. (So, nun bin auch ich durch mit den Klischees.)

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  6. Wunderbare Einträge sind das. (Demnächst werde ich mir auch einmal - zum ersten Mal - Berliner Theater geben. Wie extravagant!)

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  7. @kaffeehuhn: Verbindlichsten Dank. Die Schilderungen des Theaterwesens bezogen sich jedoch auf die Bühnen der Freien und Hansestadt Hamburg. Aber ich vermute, dass es in der Hauptstadt nicht viel anders sein dürfte.

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  8. Oh, es sei mir verziehen. Nun ja, was die Theaterhochburgen der Großstädte betrifft pflege ich ein Vorurteil, eine gewisse Neigung zur, wie ich es nenne, Pseudopostmodernität. (Nie fand ich Gelegenheit, seit Monaten und Jahren, dieses von mir erdachte Wort auch zu verwenden, und heute gleich zweimal!)

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